Die Macht der Musik - Die Zauberflöte in der Sommer Oper Bamberg

24. Juli 2015 - Ilka Rummel

10. Jubiläum der Sommer Oper Bamberg

Die Sommer Oper Bamberg ist ein Orchester- und Opernworkshop-Projekt, das es jungen Musikerinnen und Musikern ermöglicht, alle zwei Jahre unter der Anleitung renommierter Branchengrößen ein Stück zur Aufführung zu bringen. Neben dem künstlerischen Leiter der Sommer Oper Bamberg, Till Fabian Weser, konnte in diesem Jahr bereits zum dritten Mal die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager als Coach gewonnen werden, um die Nachwuchstalente in der Vorbereitung zu unterstützen. Für das Jubiläumsjahr fiel die Wahl auf die Zauberflöte, auf deutschen Bühnen Mozarts beliebteste Oper.

Mozarts Zauberflöte – Liebe und Musik

Der Prinz Tamino wird von drei Kriegerinnen der Königin der Nacht vor einer großen Schlange gerettet. Weil er den drei Frauen sehr gefällt, informieren diese gleich ihre Herrscherin. Die Königin der Nacht ersieht Tamino zum Retter ihrer Tochter Pamina aus, die vom Sonnenpriester Sarastro in dessen Reich gefangen gehalten wird. Sobald er ein Bild Paminas zu Gesicht bekommen hat, ist Tamino unsterblich in sie verliebt und bereit, alles zu tun, um sie zu befreien. Für dieses Unterfangen wird ihm Papageno zur Seite gestellt, ein geschwätziger Vogelfänger, der sich selbst als Naturbursche bezeichnet und keine großen Ansprüche an sein Dasein stellt. Einzig ein zu ihm passendes Weibchen würde er sich wünschen.

Die beiden ziehen also los in das Reich des Sonnenpriesters Sarastro. Zu ihrem Schutz haben sie von der Königin der Nacht die Zauberflöte und ein magisches Glockenspiel erhalten – die Macht der Musik soll sie vor den feindlichen Wächtern schützen. Papageno trifft in Sarastros Palast durch Zufall auf Pamina und erzählt ihr von der nahenden Rettung durch Tamino. Diese ist vom selbstlosen Mut des Prinzen sofort so überwältigt, dass sie sich ihrerseits in Tamino verliebt.

Tamino werden diverse Prüfungen auferlegt, die er bestehen muss, um mit Pamina vereint zu sein. Unter anderem soll er keine negativen Gedanken gegen seine Feinde mehr hegen, sondern ihnen mit Freundschaft begegnen. Spätestens jetzt wird für den Zuschauer klar, dass die Ausgangssituation auf den Kopf gestellt ist. Nicht Sarastro ist der Bösewicht, der die unschuldige Pamina von ihrer Mutter getrennt hat, er will Pamina vielmehr dem Einfluss der Königin der Nacht entziehen, die versucht, durch Intrigen ihre schwindende Macht zurückzuerlangen.

Tragödie und Komödie zugleich

Auch für Papageno kann es ein Happy End geben, wenn er seine Prüfungen besteht – zunächst ist das einzige Weibchen, das er kennenlernt, jedoch alt und hässlich. Die beiden so unterschiedlichen Paare werden dramaturgisch unterstützend in Szene gesetzt. So wechselt die Inszenierung stetig zwischen komischen Passagen und großer Tragik – je nachdem, ob gerade Papageno und sein Weibchen oder Tamino und Pamina im Mittelpunkt stehen. Während die Szenen um Tamino und Pamina teils ein wenig statisch und allzu gesetzt wirken, schaffen die guten Einfälle für die Gestaltung der Handlung um Papageno einen schönen Ausgleich. So klappt etwa eine große Hand mit daran hängendem Strick wie ein himmlischer Fingerzeig für den verzweifelt auf sein Weibchen wartenden, suizidgefährdeten Papageno aus der Decke hervor. Als er und seine Papagena zuletzt wieder vereint sind, regnet es Kissen, aus denen sie sich ein Nest bauen können.

Die Inszenierung versucht nicht, die Oper vor einem gegenwärtigen Hintergrund zu interpretieren, sondern konzentriert sich auf die eigentliche Geschichte. Obwohl diese ja den märchentypischen Konflikt zwischen Gut und Böse anhand einer Liebesgeschichte erzählt, findet sich wenig märchenhaft Üppiges oder fantasievoll Ausschweifendes. Das Bühnenbild – eine Bibliothek – wird während der gesamten Vorstellung nicht verändert; Orts- bzw. Situationswechsel werden nur durch unterschiedliche Lichteinstellungen verdeutlicht. Wenige moderne Elemente, wie Business-Outfits der Gefolgsleute Sarastros oder Cowboyhüte für Papageno und Papagena, lockern die ansonsten eher schlicht gehaltene Kostümausstattung gekonnt auf, ohne jedoch einen konkreten Kotext zur Deutung nahezulegen.

Ein wunderbar gelungener Opernabend

Neben dem hervorragenden Gesang ist vor allem die darstellerische Umsetzung der Rollen hervorzuheben, durch die es den Sängern und Sängerinnen gelingt, das Stück als kompakte, runde Erzählung zu präsentieren und unerklärte Brüche in der Handlung zu überspielen. Für die Sommeroper konnte eine internationale Besetzung zusammengestellt werden, die bis hin zum Akzent perfekt auf ihre jeweilige Rolle passt und sowohl einzeln, als auch als Gesamtensemble sehr stimmig agiert.

So kann sich jeder glücklich schätzen, der eine Karte für die ausverkauften Vorstellungen ergattern und diese wunderbare Oper miterleben konnte!

 

Bilder: Thomas Bachmann, Gerhard Schlötzer