Prinz Friedrich von Homburg im Theater: Alles nur geträumt?

31. März 2016 - Maria Dirschauer

Wer ein klassisches deutsches Drama erwartet, wird bei Robert Gerloffs Inszenierung des „Prinz Friedrich von Homburg“ im ETA Hoffmann Theater überrascht.

Inhaltlich wird sich zwar an den Stoff Heinrich von Kleists aus dem Jahr 1810 gehalten (die Inhaltsangabe findest du in unserer Ankündigung), doch bei der Realisierung wird man außer den preußischen Kostümen und der Sprache kaum etwas Klassisches finden. Allein das Bühnenbild mit unzähligen Matratzen auf dem Boden, Lavalampen, Postern, einer Toilette, Telefon und E-Gitarre mag so gar nicht in die ursprüngliche Handlungszeit des 17. Jahrhunderts passen. Die Hauptfigur des Prinzen wird von der Schauspielerin Katharina Rehn dargestellt.

Eine Leinwand wird regelmäßig für Videoeinspielungen verwendet, über dem Bühnenbild wird Schrift eingeblendet, die entweder den Zuschauer darauf hinweist, in welchem Kapitel man sich befindet, oder mit verwirrend anmutenden Sinnsprüchen und Zitaten zu Freiheit und Träumen vom Geschehen auf der Bühne ablenkt. Musikeinspielungen reichen von „Ein bisschen Frieden“ bis zum Walkürenritt. Ton- und Lichttechnik sind wahnsinnig gut auf die Schauspieler abgestimmt, was da alles an Einspielungen und situationsuntermalenden Momentaufnahmen abläuft, verdient absolut Respekt.

Man kann die vielen geschichtlichen Referenzen und popkulturellen Anspielungen kaum aufzählen – sie reichen von Verkörperungen Günter Grass‘ und Helmut Schmidts bis zu „The Hateful 8“-Szenarien und Monty Pythons „Ritter der Kokosnuß“. Marcel Reich-Ranicki erklärt dem Zuschauer zwischendurch immer mal wieder, warum das Kleist’sche Stück so grandios ist. Ich bezweifle sogar, dass jeder Zuschauer dieselben Anspielungen versteht, da das Publikumsalter von studentisch bis Rentner reicht.

Selbst in der Pause wird nicht Halt gemacht, der Kurfürst gibt auf der E-Gitarre ein Ständchen und reimt „Artikulation“ auf „Kapitulation“. Dabei wird er von einem Tontechniker im knallroten Ganzkörperanzug mit Riesenmikrofon aufgenommen, der daraufhin die vierte Wand zum Publikum durchbricht: „Eine Minute absolute Ruhe, nur Atmo.“

Das alles klingt ganz schön verrückt – und ist es auch. Andere Kritiker haben die Inszenierung als völlig überladen und albern bezeichnet. Aber wer sich darauf einlässt und nicht auf einer strikt klassischen Inszenierung besteht, dem kann dieses Stück im Bamberger Theater durchaus Freude bereiten. Die Schauspieler sind durchweg grandios, die modernen Ideen vielfältig, ironisch und witzig und vielleicht war am Ende doch alles nur ein Traum?

Weitere Vorstellungstermine sind: 6.4., 7.4., 8.4., 23.4., 24.4., 27.5., 28.5., 29.5.

Fotos: ETA Hoffmann Theater – Martin Kaufhold