„Das letzte Band“ im E.T.A.-Hoffmann-Theater

25. November 2014 - Elena Schmidt

Das letzte Band, geschrieben von Samuel Beckett, hatte letzten Sonntag seine Premiere im Gewölbekeller des E.T.A.-Hoffmann-Theaters. Die Hauptfigur Krapp wird in diesem Einpersonenstück von Eckhart Neuberg gespielt.

Ein älterer Mann - weiß geschminkt, mit einer blauen Brille und merkwürdigem Outfit - betritt sehr langsam und mühsam den Gewölbekeller, in dem das Stück stattfindet. Er lehnt sich an die Steinwand und holt - erneut quälend langsam und mühevoll - eine Banane aus seiner Aktentasche heraus, schält und isst sie. In diesem Moment haben sich wohl viele im Publikum gefragt ‚Wird dieser Mann heute überhaupt noch etwas sagen?‘. 

Der Scheinwerfer zeigt daraufhin auf einen anderen Teil des Raumes, zu dem sich der ältere Herr hinbewegt. Dort spricht er auch die ersten Worte des Abends: „Schachtel 3, Spule 5.“ Diesen Satz entnimmt er einem Tagebuch, in welchem alle Spulen mitsamt Kurzbeschreibung vermerkt sind und begibt sich auf die Suche nach eben jener Spule. Nach etwas längerem Suchen findet er diese auch und teilt den Inhalt mit dem Publikum.

Auf dem Band zu hören ist er selbst, nur als seine 39-jährige Version. Das, was er sagt, hört sich wie ein Tagebucheintrag an und wurde vor 30 Jahren aufgenommen. Während er sich selbst zuhört, wandert er nachdenklich durch den Raum, vorbei am Publikum und spricht einige Sätze nach oder lacht über das Gesagte seines jüngeren Ichs.

Die Zuschauer bekommen in der nächsten Szene eine weitere Tonbandaufnahme zu hören. Diese Aufnahme gibt eine noch jüngere Version Krapps wieder. Er erzählt von einem Moment, den er mit Effi - seiner damaligen Liebe - auf einem Boot verbracht hat. Dies lässt den gegenwärtigen Krapp melancholisch wirken. 

In der letzten Szene holt er ein Diktiergerät heraus, um das letzte Band seines Lebens aufzunehmen. Er reflektiert dabei das, was er zuvor auf den Bändern gehört hat. Zum einen verspottet er sich selbst, indem er die Art und Weise, wie er damals gesprochen hat, verschmäht. Er trauert aber auch der Zeit hinterher und spricht ins Diktiergerät, dass er hätte glücklich werden können mit Effi. Der Darsteller schafft es durch seine Mimik und Sprechweise, die bedrückte Stimmung in diesem Moment auch auf das Publikum zu projizieren. 

Nachdem er seine letzten Worte gesprochen hat, setzt sich der vom Alter ermüdete Mann auf seinen Sessel und schließt die Augen. Er stirbt, die Lichter gehen aus und so endet auch das Stück nach nur etwas mehr als einer Stunde. Unter tosendem Applaus wurde der Darsteller vom Publikum verabschiedet. 

Den Geschmack der jüngeren Generation wird dieses Stück wohl nicht treffen, da man sich nur schwer mit der in die Jahre gekommenen Figur identifizieren kann. Jedoch könnte es Personen in jedem Alter dazu verleiten, die eigenen bereits erlebten Momente des Lebens Revue passieren zu lassen, so wie Krapp es in der zweiten Hälfte des Stücks macht.

 

Weitere Aufführungen finden vom 28.-30. November sowie vom 5.-7. und 12.-14. Dezember statt.

Weitere Informationen zum Stück könnt ihr hier auf der Theater-Homepage nachlesen.

Fotos: Thomas Bachmann, E.T.A.-Hoffmann-Theater

Comment