Popcorn-Theater: The Purple Rose of Cairo

28. Juni 2017 - Enya Assmann

 

The Purple Rose of Cairo im Odeon – Ein Kino, das mehr zu bieten hat als bloß eine Leinwand.
 
„Ich habe einen wunderbaren neuen Mann kennengelernt. Er ist zwar fiktiv, aber man kann nicht alles haben.“ - Cecilia
Am Donnerstag feierte das Stück „The Purple Rose of Cairo“ in einer Inszenierung von Nina Lorenz Premiere im Odeon Kino in Bamberg. In dem Stück findet die verträumte Cecilia als einzige Zuflucht aus ihrem trostlosen Leben den Kinosaal. Dort befreit sie sich für einige Stunden von ihrem Leben ohne viel Geld und mitsamt einem arbeitslosen und rachsüchtigen Ehemann. Ihren Lieblingsfilm „The Purple Rose of Cairo“ mit dem gutaussenden Hauptdarsteller Tom Baxter hat sie schon unzählige Male gesehen und schwärmt über ein Leben an seiner Seite.
Umso verwirrter ist sie, als sich eben dieser Tom Baxter eines Tages dazu entschließt, die Leinwand zu verlassen, um Cecilia im wahren Leben zu begegnen. Mit dem Verlassen der Leinwand treten natürlich allerhand Probleme auf: Was machen die übrigen Figuren im Film? Können sie den Film ohne Tom zu Ende spielen? Und wie wird der Produzent des Films reagieren, wenn er herausfindet, dass seine Figur in der Realität herumirrt?
Das Stück ist eine Produktion des TiG (Theater im Gärtnerviertel), dessen Ensemble es sich als freies Theater zur Aufgabe macht, den Stadtteil in eine Bühne zu verwandeln. Dabei machen sie weder vor Geschäften, Wirtshäusern noch Innenhöfen Halt. Das Odeon bietet durch seine vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten als Theaterbühne, Kinoleinwand und Innenhof einen optimalen Ort für eine abwechslungsreiche Inszenierung.

Soll man sich Popcorn kaufen oder nicht?

Zu Beginn des Stückes wird das Publikum in den Großen Kinosaal des Odeons geführt. Vorher ist die Stimmung bereits etwas verwirrend: Soll man sich Popcorn kaufen oder nicht? Eigentlich ist es ja ein Theaterstück, aber die Kinoatmosphäre übernimmt trotzdem die Oberhand. Das gut gelaunte Publikum nimmt Platz, darunter auch einige der Darsteller. In der ersten Szene sieht man die überforderte Cecilia, die versucht, sich auf ihren Job als Kellnerin zu konzentrieren, aber immer wieder in die Welten ihrer Lieblingsfilme abdriftet. Schließlich macht sie sich nach einem Streit mit ihrem Ehemann auf den Weg in ihr heißgeliebtes Kino. Das Publikum verfolgt nun gemeinsam mit Cecilia ihren Lieblingsfilm, als mitten im Film Tom Baxter sie von der Kinoleinwand aus anschaut und sagt: „Sie müssen den Film ja wirklich lieben.“
Daraufhin unterhalten sich die beiden und schließlich kommt Tom hinter der Leinwand hervor und will mit Cecilia das echte Leben erkunden. Kurz nachdem die beiden den Kinosaal verlassen haben, rät der Darsteller des Filmvorführers dem Publikum an, den Saal zu verlassen und sich nach draußen zu begeben. Im zauberhaften Innenhof des Odeon Kinos bei warmen Sommertemperaturen findet der zweite Teil des Stückes statt. Die Stimmung des Publikums ist fröhlich und ausgelassen. Das Zusammenspiel aus Film, Theater und Innenhof ist erfrischend und sorgt immer wieder für heitere Momente. Die Präzision, mit der die Darsteller auf ihre virtuellen Ichs reagieren ist beeindruckend und lässt die Inszenierung lebendig und realistisch wirken.

Durch die Wechsel von Bühne zu Leinwand und von drinnen nach draußen ist die Inszenierung von Nina Lorenz aufregend und durch eine gewisse Lockerheit geprägt. Man merkt den Schauspielern den Spaß an dieser frischen und leichten Inszenierung an, insbesondere Benjamin Bochmann, der die Rolle des Tom Baxter und Gil Shepard verkörpert, geht für seine Darstellung auch an seine körperlichen Grenzen mit einem straffen Fitnessprogramm.
Generell ein Stück für alle, die einen lustig leichten Theaterabend in sommerlich passender Atmosphäre verbringen möchten, sich für eine Liebesgeschichte der besonderen Art interessieren oder schlicht von einer liebevollen und interessanten Inszenierung den Abend einläuten lassen wollen.

Habt ihr Lust auf das Stück bekommen und wollt das Odeon auch in all seinen Facetten erleben?
Übersicht der kommenden Spieltermine: 28., 29. und 30. Juni / 05., 07., 11., 12. und 13. Juli 2017
Wo: Jeweils um 20:00 im Odeon Kino, Luitpoldstraße 25
Karten: gibt es beim bvd-Kartenservice und im Geschäft Betten Friedrich in der Oberen Königstraße 43
Mehr Infos zu den Projekten des TiG findet ihr auch auf der Homepage des Theaters und deren Facebookseite.

Bildnachweis: Werner Lorenz